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Geschichte und Zukunft des Arbeitsfeldansatzes

Eine Diskussion zwischen der Antifa Kritik und Klassenkampf, dem Hans-Jürgen-Krahl-Institut, Mitgliedern der Redaktion des express und Vertreter*innen des ehemaligen Offenbacher Sozialistischen Büros (angefragt).

Der Arbeitsfeldansatz des Offenbacher Sozialistischen Büros (SB) ist als Antwort auf die Organisationsfrage der Linken in Deutschland bis heute auf der Höhe der Zeit. Er steht in der Tradition des Linkskommunismus und ist die einzige Organisationsform, die sich aus der Neuen Linken entwickelt hat. Er liegt jenseits von sozialdemokratischer Massen- wie von leninistischer Kaderpartei und kann den in der Geschichte der Arbeiter*innenbewegung immer wieder spontan sich bildenden Räten eine Prozessgestalt geben, die über eine revolutionäre Situation und die einer solchen entsprechende Spontaneität der Massen hinausgeht.

Allerdings blieb der „Arbeitsfeldansatz“ unentwickelt, weil das historische Sozialistische Büro die beiden sich ihm bietenden historischen Chancen verpasste, aus einer Organisation des Übergangs, einem Sammelbecken undogmatischer Linker, eine positiv bestimmte Alternative gegenüber den traditionellen Organisationen zu etablieren. Weder wurde Mitte der 1970er Jahre die vielfach diskutierte linkssozialistische Partei gegründet noch konnte das SB kurze Zeit später die „Neuen Sozialen Bewegungen“ organisieren. Es gründeten sich stattdessen die Grünen, denen sich ein Teil des SB anschloss. Andere traten der SPD bei, heute fängt die Linkspartei viele antiautoritäre Linke auf und bindet sie in ihre Organisation ein. Das Rest-SB löste sich in den 1990er Jahren endgültig auf. Die Redaktionen der ehemaligen SB-Zeitungen „express“ und „Widersprüche“ blieben bestehen und erscheinen noch heute. Eine konsequente Aufarbeitung des Scheiterns, der neuen Qualität der Organisationsform und ihrer Möglichkeiten fehlt allerdings. Der Arbeitsfeldansatz ist aus der Diskussion verschwunden.

Sowohl die Antifa Kritik und Klassenkampf (AKK) aus Frankfurt wie das Hans-Jürgen-Krahl-Institut (HJKI) aus Schleswig Holstein haben sich intensiv mit dem Sozialistischen Büro auseinandergesetzt. Die AKK möchte den Arbeitsfeldansatz wieder fruchtbar machen und erläutert: „Im Mittelpunkt der politischen Arbeit des SB standen die Selbsttätigkeit der Lohnabhängigen und die reale Machtentfaltung in ihrem unmittelbaren Lebens- und Arbeitsfeld.“ Das HJKI ergänzt: „Die Organisierung in Arbeitsfeldern ist kein Mittel, um die politische Macht zu erobern. Ihr Zweck ist die einheitliche Assoziation des Gesamtarbeiters zum gesellschaftlichen und historischen Subjekt und der Prozess der Sozialisierung selbst. […] Mit Rücksicht auf den Entwicklungsstand der radikalen Linken hierzulande wäre allerdings der ,Arbeitsfeldansatz‘ noch vor alledem und noch vor einer möglichen Neugründung des SB auf die noch disparaten politischen ,Arbeitsfelder‘ der Linken anzuwenden.“

Die AKK und das HJKI wollen an diesem Abend gemeinsam mit Genossinnen und Genossen des alten SB über Geschichte und Zukunft des Arbeitsfeldansatzes und die Möglichkeiten eines neuen „Sozialistischen Büros“ diskutieren.

Dienstag | 09. Mai 2017 | 19:30 Uhr | Klapperfeld | Klapperfeldstraße 5 | 60313 Frankfurt